WEGE ZUM GLÜCKLICHSEIN

In den USA ist das "Streben nach Glück" ("persuit of happiness") seit der Unabhängigkeitserklärung von 1794 als Menschenrecht definiert. Deshalb gibt es dort - einzig auf der Welt - eine wissenschaftliche Richtung, die sich "Glücksforschung" nennt.

Zu den Größen dieses Faches zählen die Professoren Ed Diener (University of Illinois), David Myers (Hope College, Michigan), Martin Seligman (Uni Pennsylvania) und Mihaly Csikzentmihalyi (Uni Chicago). Sie erforschen, weshalb mache Leute fröhlicher, leichter, glücklicher leben - und was jeder davon lernen kann.

Denn mit Alter, Geschlecht, Herkunft, Wohnort, Reichtum, Bildung hat das Glücksgefühl nichts zu tun. Nicht einmal mit den großen Ereignissen des Lebens. Womit dann? Hier sind die 13 Wege zum Glücklichsein:

 

1. Die Wozu-Frage

Glückliche Menschen denken nicht problemorientiert, sondern lösungsorientiert. zu den Details

 

2. Der Arbeits-Kick

Konzentrierte und erfüllende Aktivität mobilisiert das körper-eigene Glückshormon Serontonin. Details

 

3. Die Fitness-Komponente

Niedergeschlagenheit und Leeregefühl werden durch Bewegung beiseite gefegt. Details

 

4. Das Clearing-Programm

Die Glücklichen erledigen was ansteht, statt es anzuhäufen.

  Details

 

5. Der Medien-Verzicht

Fernsehen leert sukzessive den körpereigenen Speicher des Wohlfühl-Hormons Endorphin. Details

 

6. Der Freundschafts-Beitrag

Beziehungen zu pflegen ist ein Weg zum Glück. Details

 

7. Der Motivations-Effekt

Die glücklicheren Leute nehmen auch Frust, Angst und Ärger als Motivation. Details

 

8. Das Element Dankbarkeit

Wer sich jeden Tag aufzählt, wofür er dankbar sein kann, schärft seine Wahrnehmung für die angenehmen Seiten des Lebens.

  Details

 

9. Der Risiko-Faktor

Wachstum zum Glück findet außerhalb des Bereichs statt, der gewohnt und sicher erscheint. Details

 

10. Der Akku-Trick

Die Glücklichen wissen, wie sie ihren Energiespeicher schnell wieder auffüllen können. Details

 

11. Das Leben in der Gegenwart

Glückliche Leute sind präsent im Hier und Jetzt, sie leben mehr im Augenblick. Details

 

12. Das Ziel-Programm

Glückliche Menschen setzen sich selbst immer wieder langfristige Ziele, die sich in kleinen Schritten erreichen lassen. Details

 

13. Der religiöse Faktor

Menschen, die einen Sinn im Leben sehen, die sich an verbindliche Wertvorstellungen halten, die vertrauen, sind gesünder und glücklicher. Details

Die Details

 

1. Die Wozu-Frage

"Es ist nicht so, dass manche Leute mehr Glück haben als andere", erklärt Martin Seligman von der Uni Pennsylvania. "Die Glücklichen gehen nur anders mit den Ereignissen um. Die fragen zum Beispiel nicht "Warum?" sondern "Wozu?".

Die Menschen, die leichter leben, haben genau so viel Pech wie andere, erleiden die gleiche Anzahl Schicksalsschläge. Aber sie hadern nicht lange: Warum passiert mir das? Warum muss das sein? Sondern sie fragen: Wozu ist das gut? Was kann ich daraus machen? Wie kann ich es für mich nützen?"

Mit anderen Worten: Sie denken nicht problemorientiert, sie denken lösungsorientiert. Sie konzentrieren sich nicht auf die Vergangenheit (das bereits passierte), sondern auf die Zukunft (was damit zu tun ist). Sie richten ihre Aufmerksamkeit nicht auf die unangenehmen Ereignisse, die geschehen sind, sondern auf das Angenehme, das sie daraus machen wollen.

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2. Der Arbeits-Kick

Glück entdeckten die Forscher nicht bei Faulenzern. Sondern bei hingebungsvollen Arbeitern. Prof. David Myers: "Konzentrierte und erfüllende Aktivität mobilisiert das körpereigene Glücks-hormon Serontonin." Das passiert bei jeder Tätigkeit, die wir mit Hingabe ausüben. Also bei Tätigkeiten, bei denen wir unsere Fähigkeiten und Talente einbringen können.

Doch die meisten Menschen, fanden die Forscher, unterschätzen die eigenen Begabungen. Myers: "Finden kann man seine Talente nur durch Experimentieren. Durch das Ausprobieren neuer Anforderungen. Also durch Arbeit. Nichts ist so trügerisch wie die Schlaraffenland-Lüge. Unterforderung macht unglücklich."

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3. Die Fitness-Komponente

Es gibt fette Leute, die glücklich sind. Aber das sind Ausnahmen. Fitness, fanden die Froscher, trägt zum Glücksgefühl bei. Der Grund laut Prof. David Myers: "Niedergeschlagenheit, Leeregefühl, Konzentrationsstörungen werden durch Bewegung beiseite gefegt."

Erstens werden durch Ausdauersportarten die körpereigenen Endorphine aktiviert. Zweitens sorgt die erhöhte Sauerstoff-zufuhr für eine bessere Ausnutzung der Gehirnkapazität. Drittens werden beim Schwitzen depressionsfördernde Substanzen ausgeschieden. "Und schließlich stärkt das Fitnessgefühl das Selbstbewusstsein."

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4. Das Clearing-Programm

Clearing heißt so viel wie Klarheit schaffen. Die Forscher fanden unter den glücklichen Leuten so gut wie keine Chaoten.
"Ordnung - zumindest im Geist - gehört zum Lebensgefühl der Leichtigkeit", so Prof. Ed Diener.

"Die Glücklichen fällen Entscheidungen schneller und deutlicher, gehen lieber das Risiko falscher Entscheidungen ein statt hinauszuzögern und aufzuschieben. Sie erledigen, was ansteht, statt es anzuhäufen. Wer aufräumt und Liegengebliebenes anpackt, fühlt sich nicht als Opfer, sondern als Gestalter seines Schicksals - und das gehört wesentlich zum Glück."

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5. Der Medien-Verzicht

Menschen, die nur noch selten oder gar keine Fernsehnachrichten mehr sehen, spüren schon nach kurzer Zeit deutlich mehr Lebensfreude. Dazu der Forscher Jeff Davidson, Psychologie-Professor an der Cornell University New York: "Das gebündelte Unglück, das dem Zuschauer in den Nachrichten präsentiert wird und an dem er selbst nichts ändern kann, verstärkt zunehmend das Gefühl, in einer feindlichen Welt zu leben, der er hilflos ausgeliefert ist."

Fröhliche Leute verbringen nicht einmal ein Fünftel soviel Zeit vor dem Fernseher wie Durchschnittsbürger. Sie studieren seltener die Tageszeitung. Psychologische Erklärung der Glücksforscher: Fernsehen und Tagespresse erreichen ihre Quoten mit Katastrophen, Morden, bad news. Wer darauf verzichtet, hat ein helleres Weltbild.

Und der Londoner Physiologe Professor Leon Kaplan hat herausgefunden: Fernsehen leert sukzessive den körpereigenen Speicher des Wohlfühl-Hormons Endorphin. Wer drei Stunden ferngesehen hat, kann sich unmöglich noch leicht und fröhlich fühlen - egal, was er gesehen hat.

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6. Der Freundschafts-Beitrag

Beziehungen zu pflegen ist ein Weg zum Glück. Viele Leute zu kennen, bringt gar nichts, ermittelten die Glücksforscher. Prof. Seligman: "Es kommt auf das Gefühl der Verbundenheit an. Und das kann nur mit einer begrenzten Zahl von Menschen entstehen. Nur solche Beziehungen stärken das Vertrauen, das Gefühl des Aufgehobenseins, der Geborgenheit."

Allen glücklichen Menschen gemeinsam ist das Talent zur Freundschaft. Seligman: "Das bedeutet Regelmäßigkeit, bedeutet Pflege, bedeutet Initiative. Und Auswahl: Sie umgeben sich mit aufbauenden, unterstützenden Leuten. Und reduzieren den Kontakt zu unkenden Schlechtmachern."

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7. Der Motivations-Effekt

Leute, die fröhlicher leben, können sich selbst motivieren. "Gewöhnlich lassen sich Menschen nur von Freude und Spaß locken. Die glücklicheren Leute nehmen auch Frust, Angst, Ärger als Motivation", erläutert Prof. David Myers. "Sie erkennen Ärger als Lernchance. Sie sehen, dass hinter jeder Schwäche eine Stärke steckt. Und dass Menschen an Widerständen wachsen."

Letzteres konnte Myers medizinisch nachweisen: Wer Probleme meidet, schrumpft. "Vierzehn Tage reiner Relaxurlaub senken die geistige Wachheit und damit die Glücksfähigkeit um 20%."

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8. Das Element Dankbarkeit

"Dankbarkeit ist der schnellste Weg zum Glück", so die Erkenntnis des Psychologie-Professors Barry Neil Kaufmann aus Massachusetts, die von zahlreichen Untersuchungen über glückliche Menschen bestätigt wird. Menschen, die das Schöne in ihrem Leben bewusst wahrnehmen und wertschätzen, erkennen die ganze Fülle des Lebens - und nicht nur jenen Teilausschnitt, der unerfreulich ist. Dadurch empfinden sie das Leben insgesamt als schöner und sind glücklicher.

Prof. Csikzentmihalyi: "Menschen, die mit dem Schicksal hadern, richten ihre Aufmerksamkeit auf das, was sie unzufrieden macht. Die Glücklichen hingegen haben ihren Blick trainiert für die Dinge, die erfreulich sind. Wer sich jeden Tag aufzählt, wofür er dankbar sein kann, schärft seine Wahrnehmung für die angenehmen Seiten des Lebens, fühlt, lebt immer fröhlicher."

Das lässt sich nachmachen: Die Tiefenpsychologin Dr. Elisabeth Mardorf empfiehlt, ein Dankbarkeits-Tagebuch zu führen. Denn: "Sich schriftlich aufzuzählen, was im Leben gut ist, verändert innerhalb weniger Wochen die gesamte Wahrnehmung. Ganz von selbst entdecken wir immer mehr Dinge, die uns glücklich machen."

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9. Der Risiko-Faktor

Zunächst ist das überraschend: "Leute, die leichter leben, machen es sich nicht bequem. Im Gegenteil, sie verlassen immer wieder ihre Komfortzone. So wird der Bereich im Leben genannt, der gewohnt und automatisiert ist, der sicher scheint, der einen immer wieder bestätigt.

Seligman: "Wachstum zum Glück findet außerhalb der Komfortzone statt. Wer nie scheitert, entwickelt sich nicht. Er kann auch nicht glücklich werden, denn er fürchtet sich vor Unvorhersehbarem, ihm fehlt die Erfahrung der eigenen Stärke und Überwindungskraft. Von Gogh wollte Pfarrer werden und scheiterte."

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10. Der Akku-Trick

"Die meisten Leute sacken ab, wenn sie erschöpft und frustriert sind", erklärt Prof. Ed Diener von der University of Illinois. "Die Glücklichen wissen, wie sie ihren Energiespeicher schnell wieder auffüllen können." Sie tun sich selbst Gutes und nehmen sich auch regelmäßig die Zeit dafür.

Sie nutzen etwas, das die Forscher Akku-Liste nennen. Eine individuelle Zusammenstellung von Dingen, die Energie bringen. Dazu kann etwa gehören: Mozart hören, Badewanne, etwas Schönes kaufen, massieren lassen, meditieren, jemanden beschenken, Wasser trinken, etc. Diener: "Wir raten jedem, sich eine Akku-Liste anzulegen. Nicht im Kopf, sondern schriftlich - damit sie da ist, wenn die Gedanken im Düsteren kreisen."

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11. Das Leben in der Gegenwart

Glückliche Leute sind in der Lage, ihre Aufmerksamkeit weitgehend von Vergangenheit und Zukunft zu lösen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sie sind präsent im Hier und Jetzt, grübeln weniger über Vergangenes nach und machen sich weniger Sorgen über das, was kommen mag. Sie leben im Augenblick. Und haben deshalb nur selten das Gefühl, die Zeit entgleite ihnen.

Laut Mihaly Csikzentmihalyi liegt das erstens an der Fähigkeit zur Konzentration: "Wer in dem aufgeht, was gerade dran ist, bewegt sich in einer Sphäre der Zeitlosigkeit."

Und zweitens an einer feineren Körperwahrnehmung. Vorschlag des Experten: Alle anderthalb Stunden für neunzig Sekunden fühlen, wie der Atem geht, wie die Haltung ist, was sich im Körper tut. "Wer immer wieder aus den Gedanken zurück in den Körper kommt, ist präsent und trainiert, im Augenblick zu leben."

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12. Das Ziel-Programm

Glückliche Menschen haben eine Vision. Haben etwas, wofür sie leben. Etwas, das sie morgens aus dem Bett springen lässt. Woher? Prof. Ed Diener: "Sie setzen sich selbst immer wieder Ziele. Langfristige Ziele, die sich in kleinen Schritten erreichen lassen. Wir überschätzen meist, was wir in kurzer Frist erreichen können. Und unterschätzen, was auf lange Sicht möglich ist."

Die Ziele müssen konkret formuliert werden, und zwar schriftlich, etwa im Tagebuch. Und sie müssen überprüfbar sein. Also nicht: "Ich werde morgen mehr für meine Gesundheit tun." Sondern: "Ab 1. Februar jogge ich drei Mal pro Woche."

Wichtig ist jedoch, sich nicht an seine Ziele zu klammern, sondern offen zu bleiben für neue Möglichkeiten. Und vor allem: nicht erst das Erreichen des Ziels zu genießen, sondern jeden einzelnen Schritt auf dem Weg zum Ziel mit Freude wahrzunehmen und zu schätzen.

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13. Der religiöse Faktor

Es lässt sich nicht leugnen: Religiöse Leute sind glücklicher. Und obendrein auch gesünder. David Larson, Chef des US-Health Research Institutes, kann das statistisch nachweisen. Vermutete Gründe: Der Glaube verleiht dem Leben Sinn, gibt das Gefühl des Behütetseins - jedenfalls dann, wenn die Religion keinen Zwang ausübt und keine Schuldgefühle hervorruft.

Welche Religion darf es sein? "Jede", meint Prof. David Myers, "Grundsätzlich gilt: Menschen, die einen Sinn im Leben sehen, die sich an verbindliche Wertvorstellungen halten, die vertrauen, sind gesünder und glücklicher."

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Quellen:  

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